Wm. Buddenberg schreibt aus St. Louis, Missouri

Office of Wm. Buddenberg,
Dealer in
Staple and Fancy Groceries,
Wines, Liquors, Cigars, & C.
N. E. Cor. 10th & Carr Sts.
St. Louis: October 27, 1883
Mein lieber August!
Du wirst Dich vielleicht wundern von mir einen Brief zu erhalten, da seit mehreren Jahren unsere Correspondenz geruht hat. Ich kann mir nicht mehr erinnern ob Du oder ich den letzten Brief geschreiben habe, doch genug davon von jetzt an wollen wir mal wieder einen gegenseitigen lebhaften Briefwechsel anfangen.

Heute Morgen wurde ich freudigst überrascht durch die Ankunft des Stiefvaters [Friedrich Diestelhorst] nebst Hermann, dieselben statten mir von Quincy aus einen Besuch ab. Die Familie hat sich dort niedergelassen und hat der Pastor Hallerberg dort für alles gesorgt, schon vollständig eingerichtet. Maria ist vorläufig noch zu Hause, hat aber schon eine Stelle in Aussicht.

Der Vater und Hermann sind hier gegenwärtig während ich diesen Brief schreibe und dieselben sagen, daß ihre Reise eine äußerst angenehme gewesen wäre.
„Die Fahrt hat 11 ½ Tage in Anspruch genommen. Am Freitag abend den 19.d. Mts kamen wir im Hafen von New York an, wurden aber erst am nächsten Morgen vom Schiff entlassen. Wir sind alle ein paar Tage seekrank gewesen, welches ja wie Du weißt Keine Krankheit zum Tode ist. Am Samstag Abend führen wir per Bahn nach Quincy ab und kamen daselbst am Montag Abend d. 22ten an. Durch die Freundlichkeit des Herrn Pastor wurde uns ein guter Empfang zutheil und wurden bei verschiedenen Freunden frei einquatieret. Jetzt ist alles schon in der besten Ordnung, haben eine Wohnung gemiethet, unsern Bedarf von Kartoffeln für den Winter eingelegt und die Mutter fühlt sich hier unter ihren Herforder Landsleuten, deren es eine große Anzahl giebt, recht glücklich und zufrieden.“

Aus obigen kannst Du also sehen, daß alles gut von statten gegangen. Der Vater und Hermann gedenken hier eine Woche bei mir zu bleiben und werden dann nach Quincy zurück kehren und hoffentlich wird alles gut gehen. Quincy ist meiner Ansicht für ältere Leute ein besserer Platz wie St. Louis und wenn sie nach hier kommen wollen, so kann selbiges noch immer bewerkstelligt werden.

Du möchtest so gut sein und theilen Heinrich den Inhalt dieses Briefes mit, da ein Brief an ihn erst villeicht in einer Woche erfolgt.

Nun lieber August ich will schließen unter Herzlichen Grüßen an Dich und Deinen liebe Maria sowie Friedrich von uns Allen und insbesondere von

Deinem
Wm. Buddenberg

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Familie Diestelhorst ist an Bord der Neckar ausgewandert, die am 20. Oktober 1883 in New York ankam. Folgende Familienmitglieder sind an Bord:

Johann Friedrich Diestelhorst, 56 Jahre, farmer
Halbbruder von August Meyer zur Capellen
Johanne Diestelhorst, 51 Jahre, seine Frau
Hermann Diestelhorst, 23 Jahre, miller
Maria Diestelhorst, 21 Jahre
Wilhelm Diestelhorst, 19, Jahre, miller
Auguste Diestelhorst, 15 Jahre
Johann Diestelhorst, 7 Jahre

Der im Brief erwähnte Heinrich ist vermutlich ein weiterer Bruder, der noch bei August Meyer zur Capellen in der Lehre ist.

Wilhelm Buddenberg, geb. ca. 1852, ist ein Sohn von Johanne Diestelhorst, wahrscheinlich aus einer früheren Ehe.