Louise Böhs schreibt aus Meredosia, Illinois

Meredosia den 20. October
In Christo Jesu Vielgeliebte Schwester und Kinder! Du wirst gewiß denken das dein Brief verloren gegangen wär er ist aber den 18ten Juni hier angekommen woüber ich mich sehr gefreut habe. Ich wollt gleich wieder schreiben da hatten wir die anderewoche die Ernte und da habe ich 7 Wochen 2 sehr schlimme Finger gehabt. Daher muß Du mich etwas entschuldigen das ich mit meinen Schreiben so lange gewartet habe.

Es ist diesen Frühjahr hir sehr naß gewesen so das viel Land gar nicht bestelt ist. Wir haben unser alle bestellt und auch alle sehr gute Früchte gehabt wir haben über 700 hundert Bussel [bushel] Weitzen und guten Hafer und auch sehr gutes Korn wie viel Bussel weiß ich noch nicht das ist alle noch draußen. Es ist hir jetzt alles billig der Weitzen kostet 86 Cent und das Korn 32 Cent, Kartoffeln 50 Cent. Wir sind alle noch gut zufrieden, der alte Großvater ist schon ein Jahr bei uns er ist immer auch noch gutzufrieden.

Christian und Heinrich Placke die haben sich einen Platz gerentet das sind 160 Acker [acre] da müssen sie den dritten Theil von geben was darauf wäckst das ist sehr gutes Land sie haben schon Weitzen Gesähet nächsten Früjahr werden sie beide heiraten und dan ihren neuen Platzt antreten. Christian der heiratet Emilie Lovekamp und Heinrich Placke Luise Böhs, Fritz seine jüngste Schwester.

Du frägst wie es mit Heinrich seinem Bein wäre er nimt sich ungeheuer in acht aber man kann es doch immer etwas sehen und Du frägst ob Wilhelm noch weiter in Amerika wäre wie wir, er ist grade nicht weiter aber es ist weiter Nördlich er muß 15 Stunden auf der Bahn fahren er ist nahe bei der Stadt Schikago. Das Studieren kostet hir nicht soviehl wie bei Euche dan würden hir wenige Studieren den die meisten sind arme Deutsche. Er wird das Jahr ungefähr mit 100 Dollar fertig wen er Schuhllehrer werden will so muß er gewiß 5 Jahre studieren und wenn er Prediger werden will so muß er noch 2 Jahre länger das würde hir auch mehr kosten aber es werden viele Geschenke an solche Anstalten gegeben. Ihr müß nicht denken das er studiret um da einen großen Namen oder gute Tage zu haben nein es ist ihm als ein Pflicht aufgelegt. Den die Prediger und Schuhllehrer haben hir nicht ein so große Einame wie bei euch hier bekommen sie nicht mehr als das sie davon leben können als er fort ging hatte er sich 500 Dollar erspart wenn er die aufgebraucht hat so wird ihn der liebe Gott wohl weiter helfen. Er ist diesen Somer 2 Monate Juli und August dan haben sie Ferien bei uns gewesen ich denke er wird sein Studirjahre gut durch machen den er hat großen Lust zum Studieren. Die Lehrer sind dieses Jahr sehr gut mit ihm zufrieden gewesen Ihr denkt gewiß das Studieren hier hat wohl nich viel auf sich das käme so genau nicht auf an. Die müssen hir grade so viel lernen wie in Deutschland hir müssen sie auch mehrere Sprachen und Musik auf mehrern Instrumenten lernen. Sie haben 5 Lehrer auf dem Seminar.

Fritz ist auch sehr gutzufrieden er ist so groß wie Christian und Mina und Marichen die gehen alle Tage zur Schule und Elisa ist auch sehr gut zufrieden.

Ich muß jetzt schließen schreib doch balde wieder den man hört doch noch immer gern etwas con den alten Bekanten ich denke das euch dieser Brief gesund und muter antrift. Grüße die Fresen Mutter und den Gertner seine Frau wen sie noch da sind.

Viel grüße von uns und unsern Kinder auch euch alle schreib balde balde wieder deine Schwester Luise

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